Johanniterschule Münzenberg-Gambach

Schulkultur mit gelebter Vielfalt!

WIR FÜHRTEN EIN FRIEDLICHES 

und arbeitsreiches Leben im Norden des Römischen Reiches. Durch den Schutz des Limes mit seinen vielen Wachtürmen und Kastellen, in denen unsere Soldaten ihren Dienst versahen, blühten die Landwirtschaft, das Handwerk und der Handel. Die Germanenstämme, die von den römischen Legionen unterworfen worden waren, hatten sich inzwischen an unsere Lebensweise gewöhnt und schon bald römische Gewohnheiten angenommen oder waren sogar römische Bürger geworden. Ich bekam immer große Augen, wenn mein Hauslehrer von der Zeit erzählte, in der unsere Armee in Germanien einmarschiert war. Es hatte schwere Kämpfe zwischen den römischen Truppen und den germanischen Stämmen gegeben. Was interessierte die einheimischen Germanen damals das Römische Reich? Sie wollten ihre eigene Lebensweise und ihre Gebiete behalten und kämpften dafür. Ein bisschen kann ich das ja verstehen, na ja, ein kleines bisschen wenigstens. Natürlich ging unsere gut organisierte und kriegserfahrene Armee siegreich aus den Kämpfen hervor. Es schien damals – das war etwa 200 Jahre vor meiner Geburt - nur eine Frage der Zeit zu sein, bis ganz Germanien unterworfen sein würde. Doch das Unfassbare geschah: 


Unsere scheinbar unbesiegbaren Truppen scheiterten auf ihrem Vormarsch. Drei Legionen, 18000 Soldaten, wurden von einem germanischen Heer unter ihrem Anführer Arminius vernichtend geschlagen. Nach dieser schweren Niederlage   verzichtete der damalige römische Kaiser Augustus auf weitere Eroberungen im freien Germanien. Damit verlief eine offene Grenze zwischen dem besetzten und dem freien Gebiet, die nicht geschützt war. Sie wurde ständig von feindlichen Germanenstämmen bedroht. Der römische Kaiser, seine Beamten und Heerführer mussten sich etwas einfallen lassen.


Grabstein eines Zenturios der 18. Legion,
der in dieser Schlacht
gefallen war. Er führte etwa 100 Soldaten an.
Helm und Schwert (gladius)
eines Legionärs

Um diese Grenze zu sichern, begannen damals römische Soldaten einen gewaltigen Grenzwall, den limes, durch das Land zu ziehen. Limes bedeutete ursprünglich „Grenzsaum“, „Schneise“ oder „Grenzpfad“. In Obergermanien wurden zunächst der Wald an der Grenze abgeholzt und Wachtürme aufgestellt. Dadurch konnten die römischen Soldaten die Gegend besser beobachten. In späteren Jahren kam ein Zaun aus angespitzten Baumstämmen, Palisade genannt, hinzu, vor dem ein tiefer Graben und ein hoher Wall aus Erde verliefen. Die Wachtürme wurden in regelmäßigen Abständen errichtet. Ihre Besatzungen konnten sich durch Feuer- und Rauchsignale verständigen. Sie benutzten auch eine rote Fahne oder sendeten Hornsignale aus, wenn Regen oder Nebel keine andere Verständigung zuließen. Und so sah der Limes zu meiner Zeit aus:

Der Limes legte den Grenzverlauf im Norden des Römischen Reiches genau fest und gab uns Bewohnern der Provinzen ein Gefühl der Sicherheit. Da die Grenze militärisch überwacht wurde, brauchten wir keine Angst vor Überfällen germanischer Räuberbanden zu haben. Diese hätten bestimmt versucht, auf römisches Gebiet einzudringen, um einsam gelegene Gutshöfe auszuplündern. Der Limes hielt sie davon ab. Die Palisadenzäune, Gräben und Wachtürme waren wirklich so gewaltig, dass unsere Feinde davor zurückschreckten, sie zu überschreiten. Wir wussten allerdings, dass ein Angriff größerer germanischer Heere auch vom Limes nicht aufgehalten werden konnte. Damit wären unsere Truppen, die auf die Kastelle und Lager entlang der Grenze verteilt waren, überfordert gewesen. Die vier bis fünf Soldaten auf den Wachtürmen hätten zwar Alarm gegeben, aber damit niemanden aufhalten können. Bei einem überraschenden Großangriff hätte es zu lange gedauert, bis die Truppen und Legionen aufmarschiert wären.

Steinturm bei Pohlheim Holz-Lehm-Turm bei Butzbach

Obwohl wir das wussten, fühlten wir uns sehr sicher. Wir vertrauten einfach der Kampfkraft und Stärke unserer Soldaten. In der Nähe unseres Gutshofs lagen die großen Kastelle Echzell und Friedberg sowie die Kastelle Arnsburg und Butzbach. In den großen Kastellen waren auch berittene Soldaten stationiert, die auf ihren Patrouillen und Streifzügen durch die Wetterau feindliche Heere entdecken sollten. In der größten Not konnten Wachsoldaten Boten zur Legion nachMainz schicken, die aus 6000 Mann bestand. Normalerweise wäre man auch durch Händler, die Germanien bereisten, bereits einige Zeit vorher gewarnt worden, wenn ein größerer Angriff bevorgestanden hätte. Jupiter sei Dank für diese sicheren Zeiten!

  

Blick in den Innenraum eines Wachturms

                                                                                     Kastell Hunneburg bei Butzbach                                                               weiter