Johanniterschule Münzenberg-Gambach

Schulkultur mit gelebter Vielfalt!

Kommen wir nun zum langweiligsten Kapitel römischer Geschichte: DER MODE. In den vielen Jahrhunderten römischer Herrschaft hat sich hier nur wenig getan. Lediglich die Haarfrisuren vornehmer Damen in Rom änderten sich von Zeit zu Zeit. Dieser Römerin, finde ich, standen sogar die Haare zu Berge.                                                                                                     

 

 

Auf dem Land, wo wir lebten, wurde mehr darauf geachtet, dass die Kleidung auch nützlich ist. Das einfachste Kleidungsstück war und blieb die tunica.

Sie war das Alltagskleid der einfachen Leute. Die reichen und vornehmen Römerinnen trugen die Tunica als Unterkleid.


Doch, was soll ich viel erzählen. Ich erlaube dir, den Brief an meine Kusine Livia zu lesen, in dem das Thema Mode eine Rolle spielt. Natürlich war das Schreiben in lateinischer Sprache verfasst. Da ich aber davon ausgehen kann, dass du kein Latein verstehst, kommt hier die Übersetzung in deine Sprache:

Salve, Livia!

Ich sende dir herzliche Grüße aus der römischen Provinz Germania Superior. Über deinen Brief habe ich mich sehr gefreut. Diesmal hat der Bote, der das Schreiben aus Rom überbracht hat, nicht so lange gebraucht wie das letzte Mal. Neuigkeiten aus unserer Provinz gibt es keine. Es ist alles ruhig und wir leben in guter Gemeinschaft mit unseren germanischen Nachbarn.

Wir haben Herbst und die Tage werden kälter. Das Laub der Eichen und Buchen in den Wäldern hat sich schon bunt gefärbt. Das müsstest du einmal sehen können! Im Winter fällt Schnee, der das Haus, die Gärten, Äcker und Wiesen wie mit einem weißen Mantel bedeckt. Der Wohnraum in unserem Haus kann nicht von unten beheizt werden, deshalb haben wir es auch im Dezember, Januar und Februar nicht so schön warm wie in Wohnräumen reicher Römer und in den Thermen. In allen einfachen Gutshäusern wärmt man sich am Herdfeuer oder am Kamin. Im März scheint schon wieder die Sonne kräftig und erwärmt Mensch, Tier und Erde. Natürlich wird es hier im Sommer nicht so heiß wie bei euch in Italien, aber meine Eltern finden das Klima in Germanien erträglicher. Die Zeichnungen mit den vornehmen Römerinnen in ihrer stola und palla, die du auf ein Pergament gemalt hast, sind wirklich sehr hübsch.

 



Umhang einer vornehmen Dame

Oberkleid einer vornehmen Dame

Du wärst überrascht, wenn du auf einen großen Markt in einem Kastelldorf gehen würdest. Die Toga, die nur römische Bürger tragen dürfen, siehst du kaum in unserem Teil Ober-Germaniens. Das heißt nicht, dass es hier keine Römer gibt. Aber das Anlegen der Toga dauert einfach viel zu lange. Sie ist bei der Arbeit sehr hinderlich und daher einfach nicht zu gebrauchen. Die Tunica ist deshalb auch bei den Männern das beliebteste Kleidungsstück. Die einfachen Leute nehmen sie als tägliches Kleid, die vornehmen und reichen Männer tragen sie als Unterkleid. Mein Vater verzichtet auch auf das Tragen der Toga, weil man Stunden braucht, um sie richtig in Falten zu legen. Nur, wenn er nach Mogontiacum, Colonia Agrippinensis oder eine andere Stadt fährt, nimmt er sie mit. In den Städten verkauft er auf dem Markt unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Von den Einnahmen erwirbt er häufig Gefäße aus Glas, die viel schöner sind, als die gewöhnlichen roten Tonkrüge und Tonkannen, die es sonst gibt. Große Amphoren mit Öl, Wein und die zum Würzen ganz wichtige Fischsoße werden bei solchen Anlässen auch immer eingekauft.

In den römischen Städten unserer Provinz gibt es natürlich auch große Theater, Pferderennbahnen, Tempel und Thermen, die er dann aufsucht. Auf dem Forum der Stadt erfährt er immer die neuesten Nachrichten, die sonst erst Wochen später zu uns kommen würden. (Eine Zeitung kannten wir noch nicht.)

Irgendetwas bringt er auch für uns Kinder mit. Das sind manchmal kleine Tonfiguren zum Spielen oder Wachstäfelchen zum Schreiben. Da eure städtische Kleidung in Rom für uns auf dem Land nicht geeignet ist, tragen die Männer und Frauen in Obergermanien ganz andere Gewänder. Meine Mutter trägt als Unterkleid eine bodenlange Tunika, die wie ein Hemd aussieht. Darüber zieht sie ein Obergewand, das mit Gewandnadeln, den Fibeln, befestigt wird. Diese Fibeln sind richtige Schmuckstücke. Auch germanische Frauen wissen sich zu kleiden. Da einige Legionäre mit germanischen Frauen verheiratet sind, siehst du jede Menge seltsamer Trachten – eine wahre Modenschau der Kulturen.

Mein Vater hat sich einen gallischen Kapuzenmantel zugelegt, der keine Ärmel hat. Wenn es kalt wird, zieht er sich Kniehosen an. So etwas kennt ihr in Rom natürlich nicht, aber unsere Soldaten in den Limeskastellen laufen hier fast alle mit diesen bracchae herum. Einige Teile der römischen Truppen siehst du sogar in langen Hosen. Ich sehe dich schon lachen, aber das Wetter zwingt uns zu diesen außergewöhnlichen Maßnahmen. Neulich hörte ich eine Bekannte meiner Mutter erzählen, dass sich Römerinnen schminken würden. Dazu nähmen sie Asche, Fett und Kreide. Außerdem würden sich viele vornehme Damen die Haare blond färben, damit sie so aussehen wie die hübschen Germaninnen. Da das Bleichmittel falsch angewendet schon so mancher Römerin eine Glatze beschert hätte, würden sie neuerdings lieber eine blonde Perücke tragen. Das würde mir die häufigen Fahrten römischer Händler ins freie Germanien erklären. Mein Vater erzählte mir, dass diese Handelsleute dort blondes Frauenhaar von Germaninnen kaufen würden. Schreibe mir doch bitte, ob das stimmt.

Über meine Brüder gibt es nichts zu berichten, die sind immer zu Dummheiten aufgelegt, ärgern mich ständig und sind richtige faule Esel, wenn es darum geht, uns bei der Arbeit zu helfen. Du kannst dich freuen, dass deine Brüder jetzt in die Grammatikschule müssen. Dann sind sie wenigstens aus dem Haus.


Grüß deine Eltern und Brüder von mir. Vale, meine liebe Livia!

geschrieben am VII. Octobris anno 953 nach Gründung der Stadt

Rom.

 Kleine 
Hilfe: 753 schlüpft Rom aus dem Ei.








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