Verzweifelt fliegt sie den alten Stadtturm an der Stadtmauer an. Dieser ist seit Jahrhunderten nicht mehr bewohnt und hat viele Mauerspalten, die für sie gerade richtig sind. Laura hängt sich wieder kopfüber auf, schließt die Augen und schläft vor Erschöpfung ein. Tatsächlich rührt sich nichts. Niemand ruft, niemand versucht, sie zu vertreiben. Aber auch hier hört sie schon nach gar nicht langer Zeit wieder die bekannten Rufe:
„Hau ab! Verschwinde! Hier hast du nichts zu suchen. Der Turm gehört uns. Unsere Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern haben ihn für uns in Besitz genommen. Das geschah zu einer Zeit, als dieser Turm noch ein Dach hatte und zur Stadtmauer gehörte. Beide schützten die Bewohner der Stadt vor ihren Feinden. Mach, dass du wegkommst, oder sollen wir dir Flügel machen?“
Laura schaut sich erst gar nicht mehr um, wer diese Schreie ausstößt, sondern schwingt sich sofort in die Luft und verlässt auch diesen ungastlichen Ort. In dieser Stadt scheint wirklich kein Platz für eine kleine Langohrfledermaus zu sein, die doch für die Menschen so nützlich ist. Dabei gelten Fledermäuse in China sogar als Glücksbringer. Aber hier ist nicht China. Das erfährt Laura ständig am eigenen Leib.
„Wenn mich hier niemand haben will, dann muss ich eben auswandern“, denkt Laura. Aber wohin?